Der Baustellen-Frühling 2024

Auf meine Frühlingsflüge schaue ich - jetzt im Sommer - mit gemischten Gefühlen zurück, da ich doch an einigen Baustellen beteiligt war. Nun eine Experte hat mir mal gesagt, dass Baustellen kein Problem wären, wenn man ein Fachmann sei. Somit kann ich eigentlich sagen, dass ich trotz der vielen Baustellen während meiner Tessin-Flüge, anscheinend doch fast eine Experte bin, da ich mich nur einmal nicht aus einer misslichen Situation habe „ausgraben“ können. Aber alles der Reihe nach.

Wie jedes Jahr im Frühling ruft entweder das Ruogig, Fanas oder Mornera. Diese Jahr war der Tessin bevorzugt, so auch am 11.4.24. Da ein Hochdruckgebiet mit wenig Wind und Megadistanzen von 200km prognostiziert waren, wurde auch der 12.4 noch ins Visier genommen. Natürlich war am 11.4.24 die ganze Streckenflugprominenz am Startplatz in Mornera. Mit den Prognosen im Hinterkopf wurde rege in die Stabilität gestartet. Der Tag entpuppte sich als Reinfall und ich stand nach 1 Stunde Straf-Soaren am Boden. (https://www.xcontest.org/switzerland/en/flights/detail:mine/11.4.2024/08:57)

Der 12.4.24 war von den Prognosen her schlecht bewertet und damit war der Startplatz in Mornera wie leer gefegt. Ausser Michi Müller und ein paar Piloten vom PDC-Uri glaubte niemand mehr an den Tag. Der Tag entpuppte sich dann doch als guter Tag und ich konnte meine Baustellen einigermassen in Grenzen halten.
Die obligate Start-Isotermie nach dem Startplatz verzögerte meine Aufholjagt um ca. 15 Minuten. Die Talwindsession im Valle Maggia nach relativ gutem Flug kostete mich dann allerdings eine halbe Stunde. Der Rest war wieder ganz ok.  

(https://www.xcontest.org/switzerland/en/flights/detail:mine/12.4.2024/09:04)

Am 25.4.24 waren wieder sehr gute Prognosen für Mornera angesagt, natürlich blieb dies Keinem verborgen und der Startplatz war wieder gepackt mit Cracks. Man konnte früh starten, die Thermik war sehr gut und die Nullgradgrenze bei 1500m. Aufgrund des letzten Fluges, siehe oben, war ich nicht auf die tiefen Temperaturen vorbereitet und nach der Cimetta, war ich bereits am „Heliköpterle“. Für die Laien: „Heliköpterle“ bringt keinen Höhengewinn, sollte aber die Handtemperatur erhöhen. Die Basis war um 3000m; man rechne: ca. -15°C. Plan B nicht mehr so hoch aufdrehen und die Hände wieder erwärmen lassen und eine Baustelle in Kauf nehmen. Dieser Plan ging dann prompt im Nationalpark „Val Grande“ auf und ich musste mich auf der Nordseite während 40 Min. wieder mühevoll ausgraben. Der Rest ging flott. Aufgrund der tiefen Temperaturen entschied ich mich allerdings in Airolo zu landen.

(https://www.xcontest.org/switzerland/en/flights/detail:mine/25.4.2024/08:13)

Am 9.5.24 kam mein Baustellentag schlechthin. Eigentlich fing der Tag sehr gut an und es lief bäumig bis zum Nationalpark „Val Grande“, wieder mal. Nachdem die Krete nicht lief, weil alles im Schatten war, konnte ich auf der Westseite des Parks an einem kleinen Hügelchen nach 20 Min. doch noch einen Schlauch ausgraben und über’s Valle Dossola queren. Auf der andern Seite ging’s flott weiter bis nach der Talquerung. Auf der andern Seite kam ich leider ca. 20m zu tief an und musste wieder zurück auf die andere Talseite, wo ich die nächste Talwindaktion über die nächsten 20 Minuten erdulden musste. Bis ins Val Formazza ging es dann wieder flott, dann zwei kleinere Fast-Low-Safes (Landung im Val Formazza war Plan C). Anschliessend ging es wieder gut mit Begleitung bis zur Entscheidung – über Schnee und Eis, oder in die Westhänge des Lago Sanbuco – nun die Geschichte lehrt, dass ich die falsche Entscheidung getroffen hatte. Bei 6/8-Bewölkung ist leider auch ein Westhang, obwohl die Labilität stimmt, nicht immer aufwindgetrieben, zumal auch noch die Schneefelder des obersten Maggiatals einen Bergwind generierten, der die schwache Thermik zu Nichte machte. Die Landung war zwar perfekt, aber der Fussmarsch von 7km zur Staumauer wünsche ich nicht mal meinem ärgsten Feind. Zum Glück wurde ich von einem Tessiner und anschliessend von Beat, dem ich zu ewigem Dank verbunden bin, abgeholt und von einer noch weitere Wanderung nach Fusio verschont.

(https://www.xcontest.org/switzerland/en/flights/detail:mine/9.5.2024/08:12)

Unter den Links sind die Baustellen zu finden und in Zeitlupe zu studieren. Aber Obacht, die genauen Einflüsse auf diese Rettungsaktionen sind im XContest nicht zu erkennen. Ich wünsche viel Vergnügen.

Armin