Hike and Fly Passo Posmeda

Unser Tagesausflug ins benachbarte Tessin ging für uns (Joni, Beni und Ich) am morgen kurz nach 8 Uhr mit der Zugfahrt nach Göschenen los.Überraschenderweise sass im Treno Gottardo mit Armin schon ein PDCler, der das Hochlaufen umgehen und sein Glück in Cari finden wollte. Weiter führte uns die Reise via Andermatt hinauf zum Gotthardpass. Dort erwartete uns nebst dem ca. 2h langen Fussmarsch vorbei am Lago della Sella zum Passo Posmeda auch noch ein starker Nordwind. Gut sichtbar durch die nach Norden ausgerichteten Windräder.

Am Startplatz angekommen, trafen wir schon auf den nächsten PDCler. Pavol hatte für den heutigen Tag grosse Pläne. Er wollte möglichst früh starten und war deshalb am Morgen 1 Stunde früher als wir aufgebrochen. Aufgrund des Rückenwindes war ein Start jedoch noch nicht so früh möglich. Dies zwang ihn, sich noch ein wenig zu gedulden. Das gab uns wiederum die Möglichkeit zu ihm aufzuschliessen. Gegen Mittag sollten die Startbedingungen besser werden, was uns optimistisch stimmte doch noch in die Luft zu kommen.

Der Startplatz auf dem Passo Posmeda ist von der Kategorie Alpines Gelände und von der Steilheit etwa mit dem des Niesens zu vergleichen. Auslegen ist nur für ein bis maximal zwei Schirme möglich. Ein Start ist nur Piloten zu empfehlen, die mit dem Rückwärtsstart, auch in steilen und unwegsamen Geländen, zurechtkommen. Ein Nullwind-Vorwärtsstart ist nicht optimal, da fast keine Möglichkeit für einen Startabbruch besteht, wenn der Pilot schon losgelaufen ist. Die perfekte Ausrichtung nach Süden ist ideal für einen Thermikeinstieg um die Mittagszeit. Thermik ist fast immer vorhanden und macht sich auch mit einem sanften bis mässigen Aufwind bemerkbar. Heute hatte es 2HPa Nordüberdruck und so mussten wir noch bis ca. 13 Uhr warten bis der Aufwind zuverlässig einsetzte und ein sicherer Start möglich war.

Ein deutlich einfacherer Startplatz wäre die Alpe di Fieud, von der Postautohaltestell Airolo Galleria Banchi in etwa 10min zu erreichen. Mit ca. 500 Höhenmeter Differenz zwischen den beiden Startplätzen hat die Alpe di Fieud gegenüber dem 2550 m.ü.M. hohen Passo Posmeda eher einen Nachteil. Bei drohenden Inversionen sind höher gelegene Startplätze zu bevorzugen. Geflogen wäre es heute zwar auch von dort wie spätere Recherchen auf XContest ergaben. Nach dem Start war Pavol Richtung Lukmanier unterwegs mit dem Ziel, von dort in die Surselva zu gelangen und anschliessend weiter Richtung Schwyz zu fliegen. Der Nordwind machte ihm auch dort einen Strich durch die Rechnung. So entschloss er sich spontan in die entgegengesetzte Richtung zu fliegen mit Landung in Bellinzona. Unser Plan war es das Unteralptal rauszufliegen, weiter zum Oberalppass, um von dort irgendwie ins Urner Reusstal zu kommen. Nach dem letzten Aufdrehen oberhalb von Airolo entschieden wir uns auf die Luvseite des Unteralptals zu wechseln, um dort der Krete entlang zu soaren. Das misslang aber gründlich und so reichte es für Joni und mich nicht einmal bis nach Andermatt.

Beni machte es ein bisschen besser. Er konnte noch einmal aufdrehen, dadurch reichte es ihm locker bis Andermatt. Nach einem kurzen check der Livewindwerte von Andermatt, war für ihn klar, eine Landung auf dem offiziellen Landeplatz kommt nicht in Frage. Er landete etwas windgeschützter anfangs Unteralptal. Mit dieser klugen Entscheidung vermied er eine Starkwindlandung mit Böen um die 50Km/h, was in Andermatt nicht unüblich ist. Der Talwind lässt grüssen.  Zusammenfassend muss ich gestehen, dass der Plan zurückzufliegen heute definitiv nicht der Beste war. Als wir das bemerkten, waren wir aber schon tief in dem verflixten Unteralptal ohne Thermikanschluss. So blieb uns nichts anderes übrig als ein kurzer Fussmarsch zur nächsten Beiz um wenigstens Pizza und Bier zu geniessen.

Im Zug nach Hause, ihr ahnt es, trafen wir erneut auf Armin. Ihm ist es von Cari aus auch nicht besser ergangen. Er war in die Inversion hinein gesunken, aus der es trotz langem Kampf kein Entrinnen mehr gab. Somit war auch sein Flugtag nicht besonders erfolgreich, was die XC - Ausbeute betrifft. So gelang Pavol als einziger PDCler heute im Tessin einen weiten Flug. Ich hoffe es liegt nicht am fliegerischen Können, sondern an den nicht ganz durchdachten Plänen, dass unsere Flugzeiten nicht gerade üppig ausfielen. Trotz allem war es ein toller Ausflug und ich konnte wertvolle Erkenntnisse daraus ziehen. Oft wäre es klüger spontan auf Plan B zu wechseln, als stur mit dem Kopf gegen die Wand zu fahren. Als Urner einfacher gesagt als gemacht mit unseren "eignä Grindä".

Thommi

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